Der feine Sportlikör “Hahohe”

Kurz stutzte ich, als ich in der wöchentlich erschienenen Arbeitssport-Zeitschrift namens Freie Sport-Woche die Überschrift “Wer kennt den feinen Sportlikör ‘Hahohe’?” las. Werbung? – Nein. Kommt daher der Ruf der Hertha-Fans? – Nein, den gab es schon vorher und gab dem Likör den Namen.

Ich bin mir nur nicht sicher, ob es sich bei dem Artikel um die Wahrheit oder eine Verulkung des “bürgerlichen Fußballsports” durch die Arbeitssport-Zeitschrift handelt. “Bürgerlich” bezeichnet diese Zeitschrift Vereine, die zum DFB gehörten und professionell und kapitalistisch agierten – im Gegensatz zum Arbeitersport.

Vielleicht kennt jemand den Likör oder weiß, dass es nur eine Verspottung ist.

Ergänzung: Dank @blauesgehirn weiß ich nun, dass Willi Kirsei kein Unbekannter, sondern eine Legende war, die Hertha zur Meisterschaft 1930/31 führte. Was einen bei der Lektüre des Artikels noch mehr schmunzeln lässt.

 

Wie auch immer – hier der gesamte Artikel aus: Freie Sport-Woche. Zeitschrift für Spiel und Sport 12 (1930). S. 209-210 (= Nummer 13, 31. März 1930).

 

Wer kennt den feinen Sportlikör “Hahohe”?

Wilh. Busch, einer unserer feinsten Humoristen prägte einmal das sehr bedeutsame Verschen: ” Es ist ein Brauch von alterher, wer Sorgen hat, hat auch Likör!”[.] Ob der Wahrheit und Weisheit dieses Lätzchens braucht sich niemand zu streiten, der einen offenen Blick für die Seiten des Lebens hat.

Inwieweit dieser Ausspruch aber auch auf das sportliche Leben in Bezug gebracht werden konnte, lag bisher immer noch in ungeträumten Träumen begraben.

Aber auch hier hat sich dieser Tage eine Wandlung vollzogen. Jetzt wissen wir, daß “geistreiche” Sportfreunde für den Sport etwas erfunden haben (für den bürgerlichen selbstverständlich nur), das ihn bestimmt jetzt besser auf die Beine bringen wird.

Stand dieser Tage da in einem bürgerlichen Berliner Sportblättchen in großer Inseratenaufmachung;

“Ha, Ho, He – edelster Feinbittersportlikör.
Generalvertreter: Willi Kirsei!”

Als Erklärung ist dazu folgender Anhang gemacht, um die Sache richtig zu begreifen:

Mit “Ha, Ho, He!” zogen in den letzten Jahren die Berliner “Herta”-Leute immer in den Kampf[,] um  die Deutsche Fußballmeisterschaft. Der Schlachtruf “Ha, Ho, He, Herta BSC” sollte, von ihrer Anhängerschaft tausendfach gebrüllt, der Herta-Mannschaft öfter schon zum Meistertitel verhelfen. Aber leider – mit den bloßen Wort war’s nie allein getan. Eben deshalb wohl hat ein findiger Kopf den Ha-Ho-He-Feinbitterlikör erfunden. Mit dessen “Hilfe” man wohl nun glaubt, einmal Meister werden zu können. Das Interessanteste aber an der Geschichte ist die Person des Generalvertreters. Herr Kirsei ist schon lange Zeit Spieler bei Herta BSC. Von ihm ist auch die Tatsache bekannt, daß er als “Amateurspieler” Tagesspesen in Höhe von 15 M. erhält, die aber nur als Aufwandsentschädigung gelten für Trainingsunterricht. Na, schon gut. Wir “glauben” das gern, sind doch die Begriffe Amateur oder Berufsspieler in  d e m  Lager eng miteinander verbunden.

Im allgemein aber werden durch den Feinbittersportlikör  H a h o h e  die Aussichten sich im bürgerlichen Felde weisen, dem Sport nun auch in dieser Sache mehr “Vergeistigung” antun zu können. Denn man to! Wir gratulieren herzlichst zu diesem Fortschritt. Er wird den bürgerlichen Sport nun auf andere Füße stellen, und der Herr Generalvertreter wird die Bestellung in Zeiten der Meisterschaft kaum erledigen können. Prost drauf! Heil und Sieg! – – – E. F.”