Doctor Who in der Vergangenheit

Doctor reist mit der T.A.R.D.I.S. durch Zeit und Raum. Zwar reiste sie*er häufiger in Paralleluniversen und die Zukunft denn in die Vergangenheit. Nämlich 41 Mal in den New Who, den seit 2005 produzierten Staffeln (Stand: S13E04). Dabei traf the Doctor in der Vergangenheit auf allerlei bekannte Personen oder Ereignisse der vor allem englischen Geschichte.

Stark neuzeit-lastig sind die Besuche, denn über die Hälfte der Zeitreisen in die Vergangenheit gingen in die Zeit zwischen 1850 und der Gegenwart. Und nur ganze dreimal reiste sie*er in die Antike und das Mittelalter (= bis ca. 1500): Zur Zerstörung von Pompeji mit (79 v. Chr., S04E02), den Wikingern (irgendwann zwischen 800 und 1100; S09E05) und – auch, wenn er es nicht wirklich glaubt – Robin Hood (Ende 13. Jahrhundert; E08S03). Continue reading “Doctor Who in der Vergangenheit”

Familiengeschichte-Tipps für die Recherche

Hier finden Sie einige Familiengeschichte-Tipps, denn die eigene Geschichte zu recherchieren ist en vogue, vor allem seit der Corona-Pandemie. Viele Menschen interessieren sich nicht unbedingt für die Geschichte, wohl aber die der eigenen Familie. Jede Woche erreichen mich einige Anfragen im Archiv, die ich teils selbst bearbeiten kann oder aber an andere Stellen oder auf Quellen verweisen kann.

Familiengeschichte-Tipps: Wie gehe ich mit einem Familiennachlass um?

Kennen Sie schon mein Workbook “Ordnung im Familienarchiv. Sinnvoll und effizient”? Sie können es sich hier kostenlos downloaden (14 MB, pdf-Datei)!

Kennt das Geburtsdatum!

Warum? Weil es Menschen gleichen Namens gibt, die meistens aber an unterschiedlichen Tagen geboren sind. Es ist also ein Identitätskriterium.

Werden für Dienstleistungen üblicherweise Gebühren erhoben, kennzeichne ich den Schritt mit (€). Die Gebühren variieren je nach Institution.

Bevor Sie sich den langen Text mit all den Familiengeschichte-Tipps durchlesen müssen und nach der Hälfte keine Lust mehr habe, hier ein…

Schnelldurchlauf durch die Familiengeschichte-Tipps

  • Andere Familienmitglieder fragen
  • Recherche im Nachlass der Person
  • Google
  • genealogische Datenbanken (€)
  • Gemeinde-/Stadtarchiv (ggfs. mehrere, wenn Umzug) (€)
    • Geburtsurkunde, wenn nach 1790/1830 geboren
    • Heiratsurkunde, wenn nach 1790/1830 geheiratet
    • Sterbeurkunde, wenn nach 1790/1830 gestorben
    • Recherche im Melderegister (€) -> Das Bürgerbüro oder Stadtarchiv einer Gemeinde/Stadt anschreiben, in der die Person mal gelebt hat
    • Unterlagen zu Vereinen und anderen Gruppen, in denen die Person Mitglied war -> Gibt Hinweise zum sozialen Engagement der Person
    • Adressbüchern aus der Lebenszeit der Person -> Gibt Hinweise, wo die Person wann gelebt hat
    • Brandkatastern -> Gibt Hinweis über Wohnhaus
    • Fotos -> Sei’s von der Person, dem Wohnhaus, Teilnahme bei Veranstaltungen, etc.
    • Unterlagen zur Person, sofern Person des öffentlichen Lebens oder Beamten*in/Angestelle*r bei der Verwaltung -> Gibt Hinweise zum Job
  • Pfarrarchiv/Kirchenarchiv (€)
    • Kirchenbücher -> Taufe(!), Hochzeit, Tod
    • weitere Unterlagen, sofern die Person Mitglied in der Pfarrgemeinde war oder Pfarrer*in oder anderweitig in der Pfarrgemeinde bzw. Kirchengemeinde tätig war
  • Bundesarchiv (€)
    • Unterlagen aus ehemaligen Archiv der NSDAP (BDC)
    • Unterlagen des ehemaligen Archiv der Wehrmacht (WASt)
    • Unterlagen der Gestapo der NS-Zeit
  • Landesarchiv (auf Region und Gebietsveränderungen achten!) (€)
    • Spruchkammerakten (Entnazifizierung)
  • Central Archives for the History of the Jewish People (CAHJP) (€?)
    • Unterlagen aus der ehemaligen jüdischen Gemeinde, in der die Person Mitglied war
  • Yad Vashem (€)
    • Unterlagen zu deportierten Personen
  • NS-Dok (ehemalige Konzentrationslager) (€)
    • Unterlagen zu deportierten Personen
  • Arolsen Archive (€)
    • Unterlagen zu Personen, die während der NS-Zeit verschwunden sind bzw. gesucht wurden: jüdisch gläubige Menschen, ausländische Kriegsgefangene, Kinder, Personen im Widerstand gegen die NSDAP, etc.
  • Jüdische Museen oder andere Institutionen vor Ort, die sich mit jüdischer Geschichte beschäftigen
    • Unterlagen zu jüdisch gläubigen Personen
  • Nachfolgende jüdische Gemeinde
    • Unterlagen zu jüdisch gläubigen Personen (ist nicht wahrscheinlich)
  • Vereinsarchive
    • sofern die Person Mitglied in einem Verein war
  • Firmenarchiv (€)
    • sofern die Person in einer größeren Firma gearbeitet hat
  • politische Archive (€)
    • Parteiarchive, sofern die Person Mitglied in einer politischen Partei war
    • BStU = Unterlagen des ehemaligen Stasi-Archivs

Und jetzt noch mal langsam…

Meine Familiengeschichte-Tipps

Schritt 1.1: Geburtsdatum herausfinden

Wie?

  • Andere Familienmitglieder fragen
  • Recherche im Nachlass der Person, zum Beispiel nach dem Personalausweis oder Führerschein oder andere Dokumente mit dem Geburtsdatum
  • Recherche im Melderegister (€) -> Das Bürgerbüro oder Archiv einer Gemeinde/Stadt anschreiben, in der die Person mal gelebt hat
  • Recherche in Personenstandurkunden, wenn das Heirats- und/oder Todesdatum bekannt ist (€) -> Das Standesamt oder Stadtarchiv einer Gemeinde/Stadt anschreiben, in der die Person geheiratet hat oder verstorben ist
  • Recherche beim Pfarrarchiv oder Bistumsarchiv (€) -> Ist die Person vor den 1790er Jahren (linksrheinisch) oder 1830er Jahren geboren, dann gab es noch keine staatliche Dokumentation der Geburten, Hochzeiten und Sterbefälle, sondern nur in den Kirchenbüchern.

Schritt 1.2: Googeln

Der Schritt sollte parallel erfolgen oder als erster, sofern das Geburtsdatum bekannt ist. Falls Sie es nicht eh schon längst gemacht haben: Googlen nach der Person, sowohl unter “Web” als auch “Bücher”. Nutzen Sie auch genealogische Datenbanken (mitunter € für alle Funktionen). Ebenso nach Online-Datenbanken der entsprechenden Archive, die für Ihre Recherche sinnvoll sind, beispielsweise über das Archivportal-D.

Schritt 2: Das zuständige Kommunalarchiv anschreiben

Kommunalarchiv bedeutet: Gemeindearchiv, Stadtarchiv, Kreisarchiv. Die meisten Städte haben einige Archive, die meisten Gemeinden geben sie aber regelmäßig an das Landesarchiv ab. Fragen Sie einfach bei der Stadt oder Gemeinde nach, ob die Unterlagen vor Ort sind. Wenn nicht, werden Sie üblicherweise an das nächsthöhere Archiv verwiesen.

Schreiben Sie in den Betreff den Namen der Person und das Geburtsdatum. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass es in der Mailflut gut tut, die Anfrage direkt wiederzufinden.

Welche Unterlagen könnten Kommunalarchive haben?

Fragen Sie nach

  • Unterlagen zu Vereinen und anderen Gruppen, in denen die Person Mitglied war -> Gibt Hinweise zum sozialen Engagement der Person
  • Adressbüchern aus der Lebenszeit der Person -> Gibt Hinweise, wo die Person wann gelebt hat
  • Brandkatastern -> Gibt Hinweis über Wohnhaus
  • Fotos -> Sei’s von der Person, dem Wohnhaus, Teilnahme bei Veranstaltungen, etc.
  • Unterlagen zur Person, sofern Person des öffentlichen Lebens oder Beamten*in/Angestelle*r bei der Verwaltung -> Gibt Hinweise zum Job
  • Personenstandsurkunden, wenn nicht schon in Schritt 1.1 erledigt
  • Melderegister, wenn nicht schon in Schritt 1.1 erledigt

Es gibt je nach Person und je nach Archiv eventuell noch mehr, aber das sind die Stellen, die ich als erstes nutze, um nach einer Person zu suchen.

Je nach Umfang der Anfrage werden Sie gebeten, selbst vor Ort zu recherchieren. Oder es werden Gebühren (€) fällig.

Wenn Sie vor Ort recherchieren: Fragen Sie vorher nach, ob Sie ohne publizistisches Interesse die Archivalien kostenlos fotografieren dürfen (in Bingen ist das möglich). Kopien und Scans kosten meistens eine Gebühr, die bei einer größeren Anzahl ins Geld gehen kann. Viele Archive bieten aber an, dass die Besucher*innen die Unterlagen abfotografieren dürfen, sofern sie sie nicht publizieren. So könnt Sie sie zu Hause durcharbeiten. Ist besonders gut, wenn Sie die Kurrentschriften (die alte deutsche Schriften) nicht flüssig lesen können. So brauchen Sie sich vor Ort nicht damit zu quälen, sondern erst zu Hause mit mehr Zeit.

Schritt 3: Alles zusammentragen

Puh, wahrscheinlich haben Sie jetzt schon einige Daten gesammelt. Sammeln Sie sie in einem Dokument, sei es thematisch oder chronologisch.

Nun lesen Sie sich noch mal alles durch.

Wo sind noch Lücken? Wo widersprechen sich Angaben? Notieren Sie sich diese Punkte und fragen Sie beim Kommunalarchiv (oder dem Archiv, an das Sie verwiesen wurden) nach: Gibt es Möglichkeiten, die Lücken zu schließen oder den Widerspruch aufzudröseln?

Schluss? Oder weiter?

Mitunter ist an diesem Punkt der Recherche schon Schluss. In manchen Fällen geht die Recherche aber jetzt erst richtig los.

Weitere Familiengeschichte-Tipps

Soldat im 2. Weltkrieg Soldat

Dieser Punkt sollte direkt erledigt werden, sobald das Geburtsdatum bekannt ist: Stellen eine Anfrage

  • beim Bundesarchiv (€) -> a) Archiv der NSDAP, b) ehemalige Wehrmachtsarchiv (WASt)
  • beim Landesarchiv, das für die Region zuständig ist, in der die Person 1945 oder danach war (€) -> Spruchkammerakten, im Volksmund auch Entnazifizierungsakten genannt

Jüdisch gläubige Personen während der Shoah/Holocaust

Viele Archive jüdischer Gemeinden wurden nach Israel gebracht. Sie sind zum Teil digitalisiert. Auf jeden Fall ist man dort sehr hilfsbereit.

  • beim Bundesarchiv (€) -> Unterlagen der Gestapo
  • Central Archives for the History of the Jewish People (CAHJP) (€?) -> Nachfragen, ob es Unterlagen von der jüdischen Gemeinde gibt, in der die Person Mitglied war
  • Yad Vashem (€?) -> nutzt auf jeden Fall schon mal die Online-Datenbank, fragen Sie aber auch
  • NS-Doks (€) -> Viele ehemalige Konzentrationslager sind mittlerweile NS-Dok-Stellen und haben sehr gut aufgearbeitet, wer wann im KL inhaftiert war und wer wann ermordet wurde
  • Arolsen Archive (€) -> Hier werden Unterlagen zu Personen gesammelt, die im Laufe der NS-Zeit verschwunden sind bzw. gesucht wurden.
  • Jüdische Museen oder andere Institutionen vor Ort, die sich mit jüdischer Geschichte beschäftigen -> Möglicherweise gibt es auch hier Unterlagen oder eine Bibliothek mit alten Unterlagen
  • Nachfolgende jüdische Gemeinde -> Auch wenn die Unterlagen der alten jüdischen Gemeinde in Jerusalem lagern, schreibt einfach auch die jetzige jüdische Gemeinde an. Sicher ist sicher.

Widerstand, ausländische Kriegsgefangene, elternlose Kinder

  • Arolsen Archive (€) -> Wie gesagt, hier werden Unterlagen zu Personen gesammelt, die im Laufe der NS-Zeit verschwunden sind bzw. gesucht wurden. Bis vor kurzem hieß diese Institution noch ITS (International Tracing Service).

Person war Mitglied in Vereinen oder anderen Gruppen

Häufig gelangen Unterlagen zu Vereinen wie Protokollbücher und Festschriften erst an ein Archiv, wenn der Verein aufgelöst wurde.

  • Vereinsarchiv -> Fragen Sie direkt beim Verein nach, ob noch Unterlagen (Festbücher, Protokollbücher, etc.) aus der Zeit vorhanden sind, in der die Person Mitglied des Vereins bzw. der Gruppe war.

Person arbeitete in einer größeren Firma

Gerade größere Firmen haben ein Firmenarchiv, das ähnlich dem Archiv einer Stadtverwaltung ist.

  • Firmenarchiv (€) -> Anfragen ob es Unterlagen zu der Person gibt (am besten direkt angeben, von wann bis wann die Person in welcher Abteilung arbeitete)

Person war Mitglied einer politischen Partei

Auch Partei haben einige Archive. Ähnlich wie Stadtverwaltungen ihre Unterlagen regelmäßig an das Stadtarchiv abgeben, passiert das auch bei Parteiarchiven, dann aber meistens an das Landesarchiv bzw. Bundesarchiv.

  • Parteiarchiv (€) -> Fragen Sie direkt nach, ob zu der Person noch Unterlagen im Parteiarchiv vor Ort lagern können oder ob sie an das zuständige Archiv abgegeben wurden
  • ggfs. weitere Anfrage ans Landesarchiv (€) oder Bundesarchiv (€)

Mitglied in einer Pfarrgemeinde oder Pfarrer*in, Priester*in, etc.

Hat die Person mit der Kirche zu tun? Dann fragen Sie bei…

  • zuständige Pfarrgemeinde -> Gibt es Unterlagen zur Person vor Ort? Wenn nicht: Fragen Sie, an welches Archiv es ausgelagert oder abgegeben wurde
  • zuständiges Diözesanarchiv (manchmal auch Domarchiv/Bistumsarchiv) anfragen (€)

Person lebte in der DDR

Gut möglich, dass die Stasi über sie eine Akte angelegt hat.

  • BStU (€) -> Hier lagert das ehemalige Stasi-Archiv

Wichtig

Wenn Sie Ihre Recherche publizieren und Archivquellen genutzt haben, dann informieren Sie bitte die jeweiligen Archive. Ist es ein Buch, möchten die meisten Archive ein kostenloses Belegexemplar für ihre Bibliothek. Das ist oft in den Bedingungen der Archivnutzung enthalten. Publizieren Sie es online, dann schicken Sie den Link. Vielleicht möchten sie auf ihrer Archivseite auf Ihre Seite verlinken?

Noch wichtiger: Wenn Sie Fotos oder andere Medien von Archiven einbinden, informieren Sie vor der Veröffentlichung das Archiv, sonst könnte es teuer werden. Es kann gut sein, dass die Publikation eine Gebühr kostet.

Zu guter Letzt: Alle Familiengeschichte-Tipps?

Mir ist völlig bewusst, dass diese Übersicht nicht vollständig ist. Ich bezweifele, dass sie vollständig sein kann. Aber sie ist umfassend und nennt die Möglichkeiten, die man bei seiner familienhistorischen Recherche nicht außer Acht lassen sollte. Wenn ich doch etwas Wichtiges vergessen habe, sagen Sie mir gerne Bescheid. Ich habe zwar den Blogartikel eine Woche lang gären lassen, aber vielleicht habe ich etwas übersehen.

Die European Super League: Geschichte wiederholt sich nicht, sie reimt sich

Ein Alleingang im Fußball, der jedoch genauso schnell in sich zusammenfällt, wie er startete. Was auf die 60-stündige Super League passt, ist nichts Neues, sondern ein altes Schema.

Auch im Fußball gilt: Es wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Weder 2021 die European Super League –noch 1920 die Gründung des ersten deutschen Profivereins, auf die der DFB mit einer Machtdemonstration reagierte, indem er allen involvierten Spielern und Vereinen mit Sperren drohte. Der Verband wollte den Amateurstatus für den Fußball über alle Ligen erhalten. Die Drohgebärde funktionierte. Nur wenige Fans besuchten die beiden einzigen Spiele des 1. Deutschen Berufs-Fußball-Club Berlin und der Hauptinitiator, Otto Eidinger, ging bankrott.

Der DFB als Bewahrer des guten, alten Fußballs

Vor 101 Jahren begann der Fußball in Deutschland so richtig zu boomen und Geld in die Kassen der Verbände und Vereinsbesitzer zu spülen. Die Spieler wollten ihren Anteil daran erhalten, doch der DFB erneuerte in den 1920er Jahren mehrfach sein Amateurstatut: Ja zum Fußball, nein zur Bezahlung. Dabei war eine Entlohnung der Spielerstars bereits vor dem 1. Weltkrieg bei den damaligen Topclubs gang und gäbe, wenngleich nur unter der Hand: Geld, Prämien, angenehme Jobs oder das Bereitstellen einer möblierten Wohnung waren die üblichen Entlohnungen, mit denen die Spieler ihren Arbeits- und damit Lohnausfall in ihrem Beruf kompensieren konnten.

Dennoch war auch schon in den 1910er Jahren offensichtlich, dass er Fußball wirtschaftsgetrieben war. Das steigende Interesse an dem Sport führte zu ebenso steigenden Erwartungen. Für deren Erfüllung waren sowohl ein besseres Training wie auch bessere Spieler notwendig – und damit mehr Geld, das über Zuschauer*innen-Einnahmen gedeckt werden sollte. Je erfolgreicher der Verein, desto mehr Zuschauer*innen, aber für den Erfolg brauchte es immer besser ausgebildete Spieler.

Zwischen Dominanz und Einlenken

So, wie die European Super League nun nur aufgehalten wurde, aber nicht gestorben ist, war die Entwicklung auch vor etwa 100 Jahren in Deutschland: Es gab einige Top-Clubs in den Landesligen, deren Bestplatzierte zu Saisonende in Play-off-Spielen den Deutschen Meister unter sich ermittelten.

Clubs wie der Hamburger SV, FC Nürnberg sowie der FC Bayern und FC Schalke 04 kritisierten die sportpolitische Vereinnahmung des Fußballs durch den DFB: Es sei offensichtlich, dass der Fußball nicht mehr nur zur Körperertüchtigung für potentielle Soldaten diene, sondern auch der Unterhaltung der breiten Bevölkerung. Doch der DFB blieb bei seiner Linie und ließ ab Februar 1925 die Vereine und Spieler noch stärker kontrollieren. Eine Konsequenz war, dass das Nationalteam in diesem Jahr kein Spiel mehr bestreiten konnte, weil den Spielern die Zeit zum Trainieren fehlte und eine Entschädigung der Trainingszeit dem DFB-Amateurstatut widersprach.

Im Jahr 1930 kam es in Gelsenkirchen wie bereits 1885 im englischen Preston: Der DFB führte ein Exempel durch, erklärte 14 Schalke-Spieler aufgrund ihrer erhaltenen Entlohnung zu Berufsspielern und sperrte sie. Doch diesmal ließ auch die Gegenseite ihre Muskeln spielen und zeigte diverse weitere verdeckte Berufsspieler bei anderen Vereinen an. Die anderen Vereine reagierten aber nicht brüskiert, sondern solidarisierten sich mit dem FC Schalke 04. Der DFB fürchtete einen Machtverlust und hob die Sperren auf.

Zeichen für ein Umdenken beim Verband? Nein, im Gegenteil. Denn nach seinem kurzen Einlenken erklärte der DFB dem Berufsfußball eine erneute Absage. Offenbar wähnte er sich als Tonangeber und rechnete nicht damit, was im Oktober 1930 geschehen sollte und was wiederum an den April 2021 erinnert: Es gab ein Treffen mehrerer großer deutscher Vereine, an dessen Ende die Einigung auf die deutsche Professionalismus-Reichsliga stand. Doch entgegen der Entwicklungen der Super League folgten mehrere Monate voller Diskussionen rund um Macht und Wirtschaftskraft. Am Ende stand eine vom DFB gesteuerte Reform, die die Vereine zum Einlenken brachte.

Ein Blick in die Glaskugel

Was bedeutet das nun für die Super League? Die Geister, die der Fußball durch seine Beliebtheit rief, wird er nicht los. Die Spirale des modernen Fußballs wird sich immer weiterdrehen. Das schnelle Ende der Super League zeigt aber auch den Einfluss der Fans und Fanorganisationen, nicht zuletzt über die sozialen Medien: Wir können zwar nicht ihre Drehbewegung aufhalten, denn für zu viele ist Fußball tatsächlich nur ein Entertainment. Aber die Geschwindigkeit der Drehbewegung lässt sich verlangsamen – so wie gerade geschehen.

Ein Zitat, das Mark Twain in den Mund gelegt wird, lautet: Geschichte wiederholt sich nicht, sie reimt sich. Das trifft auch immer wieder auf dieses Prozedere im Fußball zu.

Und die Geschichte zeigt: Ereignisse wie die Super League sind nicht neu und die Zukunft lässt sich nicht aufhalten, aber wir können sie gestalten.