“Aus dem Soldatenleben”

Nachdem ich vor einigen Wochen bereits Erinnerungen von Philipp Weinheimer zu seiner dritten Verletzung 1944 veröffentlicht habe, folgen nun drei weitere Seiten über seine Zeit als Soldat zwischen 1940 und 1942, die er in einer Kladde veröffentlicht hat.

In dieser Kladde “Kriegstagebuch” sammelte er während des 2. Weltkrieges diverse Erinnerungen, die teilweise in folgenden Blogbeiträgen veröffentlicht werden. Denn in der Kladde enthalten sind auf der ersten Seite seinen verschiedenen Feldpostnummern[1]Zunächst an zwei verschiedenen Stationen als “Arbeitsmann”, dann als “Fahrer” der Augusta-Kaserne in Koblenz-Pfaffendorf, als “Soldat” und schließlich wieder als … Continue reading Im folgenden schildert er knapp seinen Wechsel vom Reichsarbeitsdienst bis zur ersten Verwundung (1940-1942), die im Folgenden transkribiert wiedergegeben wird.

Es folgen sechs Adressen zu Herren aus Mittel- und Norddeutschland[2]Möglicherweise lernte er sie während des Krieges kennen. und einige kurze, vermutlich selbstgereimte Gedichte. Daran schließen die Adressen seiner Quartiere während seiner Genesungen an, eine Seite weitere “Sprüche”, eine mit Namenstagen und Geburtstagen [3]Unter anderem seiner späteren Frau Marianne., “Filme, die ich in Plauen gesehen habe” (43 in ca. 2 Monaten!) und weitere in Mainz und Gau-Algesheim nach seiner Heimkehr.

Nach einem einseitigen Lazarettbericht aus Ingelheim, der Auflistung, wo er zwischen 1940 und 1945 lebte und einem eingelegten Passierschein vom 17.6.44 [4]”[…] befindet sich auf dem Weg zum Bahnhof […]”., folgte eine wunderbare Quelle, die ich ausgewertet im nächsten Blogeintrag vorstellen werde: Alle während 1940 – 1945 geschriebene und erhaltene Feldpost. Leider nicht den Inhalt, aber zumindest das Datum, der Adressant/Adressat und ob es sich um einen Brief oder eine Postkarte handelte – gegliedert nach seinem derzeitigen Aufenthaltsort. Über mehrere Seiten. Ich hoffe, dass es mir gelingt, wenigstens einige der genannten Personen einzuordnen. Das soll hier aber nicht geschehen, sondern beide weiteren, oben erwähnten Berichte über die Zeit zwischen 1940 und 1942 wiedergegeben werden.

Aus dem Soldatenleben


Am 2. Oktober 1940 bin ich zum Reichsarbeitsdienst eingerückt. In Mainz war Sammelpunkt. Mit einem Sonderzug fuhren wir bis Niederüllfeld. Bis zum Lager waren es noch 18 Km. Am 31. Okt. bin ich nach Koblenz kommandiert worden zur Gaustabswache. Dort bleib ich bis 9. Dez. Dann zu dem inzwischen nach Kerfeld (Eifel) verlegten Lager zurück. Weihnachten war ich auch dort, ebenso Neujahr. Am 30. Jan. 41 wurden wir aus dem R. A. D. entlassen.
Am 5. Februar ging es schon wieder fort. Zu der Artillerie Ersatz Abteilung 179 nach Koblenz[-]Pfaffendorf[,] Augusta-Kaserne[,] Stube 46. Als Fahrer. Hans Dickenscheid ((Mit Hans Dickenscheid fuhr er auch Paraden. Der sehr sportliche Hans turnte dabei auf den sechs oder acht eingespannten Pferden, während Philipp sie lenkte.))  ist bei mir. Am 28. Juni rückte ich mit dem Vorkommando nach Frankreich: Verdun. Vom 18. Juli bis 2. Aug. hatte ich Arbeitsurlaub. Am 4.[,] 5. u. 6. Okt. war ich in Paris. Eine 3 tägishe[!] Besichtigung. War sehr schön. Am 1. Okt. wurde ich Oberkan[?]. Vom 28. Nov. bis 13. Dez. hatte ich Jahresurlaub. […]

[…] Am 9. Januar 42. wurde ich plötzlich mit Walter und Adolf abgerufen u. feldmarschmäßig eingekleidet. ((Vom des Ereignissen des Jahres 1942 berichtet tagesgenau sein erhaltener Taschenkalender. Edition folgt!)) 12. Januar Abfahrt Verdun nach Nancy dann nach St. Wendel. Dort wurde der Marschbattalion zusammengestellt. Mit einem Transportzug am 1. Febr. ab St. Wendel. Die Fahrt ging über Bad Kreuznach[,] Friedberg, Kassel, Magdeburg, Berlin, Thorn, Schillen. Dort wurden wir am 4. Febr. morgens ausgeladen. Privatquartier bei Bauer Herrmann Privat.
12. Febr. Abfahrt mit L. K. W. Schaulen, Mitau, Riga, Wolmar, Dorpert, Petersburg, Ljuban. Ich kam zu der 9. I. R. 44. [?] Am 18. Juli 1942 wurde ich in den schweren Abwehrkämpfen auf dem Wolschowbrückenkopf schwer verwundet; Schulterblattschußbruch rechts. Auf dem Hauptverbandsplatz gleich operiert. 24.7. im Luftwaffenlaz. Narwa. 1. August nach Lötzen (Ostpr.)[.] Von dort fuhr ich in Genesungsurlaub; 20.9.-20.10.42. Am 24.10. verlegt nach Res. Laz. Lüneburg. Am 18.11. nach Ingelheim Teil.[!]-Laz. Neue Schule.[5]Der Brief in der Kladde auf den Seiten 4 und 5.

Aus meinem Soldatenleben

(Fortsetzung von Seite 5.)
Aus dem Res. Lazarett Ingelheim bin ich Ende Juni 43 mit 4 Wochen Genesungsurlaub entlassen [worden]. Nach Ablauf dieses Urlaub’s[!] hatte ich mich bei dem Grenadier-Ersatz-Batallion 44 in Bartenstein / Ostpreussen zu melden. Ein glücklicher Zufall war es, daß noch ein Ockenheimer in derselben Kaserne war. Es war Karl Janz
[6]Karl Janz war etwas gleichaltrig wie Philipp Weinheimer ist aber wenige Jahrzehnte nach dem Krieg schon früh verstorben.. Wir waren oft zusammen und haben uns gut verstanden. – Bei der ersten Untersuchung bei dem Truppenarzt wurde ich 2 Monate g. v. H. geschrieben. Es war zu der Zeit ein Arbeitsurlaub[s]gesuch für mich gemacht worden, welcher auch genehmigt worden ist. Ich bin dann wieder für 14 Tage in Urlaub gefahren. Die Fahrt im Fronturlauber-Schnellzug war schön. Ich bin in Königsberg eingestiegen u. nach 21 Stunden Fahrt in Franfurt a. M. ausgestiegen. Ich habe für die ca. 1200Km. lange Bahnstrecke rund 30 Std. gebraucht.[7]Der Brief ist in der Kladde auf der Seite 34.

Damit endet die knappe Berichterstattung über die Aufenthalte während der Kriegsjahre.

Fußnoten

Fußnoten
1 Zunächst an zwei verschiedenen Stationen als “Arbeitsmann”, dann als “Fahrer” der Augusta-Kaserne in Koblenz-Pfaffendorf, als “Soldat” und schließlich wieder als “Arbeitsmann” nach seiner dritten Verwundung im thüringischen Effelder / Eichsfeld.
2 Möglicherweise lernte er sie während des Krieges kennen.
3 Unter anderem seiner späteren Frau Marianne.
4 ”[…] befindet sich auf dem Weg zum Bahnhof […]”.
5 Der Brief in der Kladde auf den Seiten 4 und 5.
6 Karl Janz war etwas gleichaltrig wie Philipp Weinheimer ist aber wenige Jahrzehnte nach dem Krieg schon früh verstorben.
7 Der Brief ist in der Kladde auf der Seite 34.